Fachwechsel – Anspruch und Wirklichkeit

IMG_20170511_153725_processedNatürlich geht jeder mit gewissen Vorstellungen an sein Studium ran. Aber manchmal, kann man diesen Vorstellungen einfach nicht gerecht werden, so sehr man es sich auch wünscht, und man muss sich letztlich entscheiden, wie es weitergehen soll. Diese Geschichte erzählt davon, sich der Realität zu stellen und über seinen eigenen Schatten zu springen.

„Nach dem Abi habe ich mich den ganzen Zivildienst über gefragt, was ich studieren möchte. Ich konnte mich nicht entscheiden. Über meine damalige Freundin bin ich auf das wundervolle Fach Chemie gestoßen und parallel, aus reinem Interesse, auf Philosophie. Ich beschloss beide Fächer auf Lehramt zu studieren.

Ab Beginn des Studiums hatte ich das Gefühl, mich mit Chemie zu überfordern, da ich es in der 11 Klasse abgewählt hatte. Ich konnte also auf relativ wenig Vorwissen zurückgreifen. Aber es hat mich fasziniert und ich wollte für mich beide Welten – Geistes- und Naturwissenschaften – vereinen. Tatsächlich wohl ein, etwas abgehobener, „Universalgenie-Anspruch“ an mich selbst. Man war jung…

Die Faszination für Chemie ist bis heute geblieben. Das Verständnis ist weiterhin nicht da.

Ich hatte riesigen Respekt vor dem Fach Chemie und das hat dazu geführt, dem Ganzen auszuweichen und wenig dafür zu tun; oder schlicht und ergreifend gar nichts. Zum einen war es unangenehm mich damit auseinanderzusetzen, zum anderen war ich es aus der Schule nicht gewohnt, mich überhaupt vorbereiten zu müssen. Dann kamen die zwei Klausuren, für die ich mich angemeldet hatte. Bei beiden bin ich – einmal sogar trotz Nachhilfe – durchgefallen.

Danach dämmerte mir:” Das wird nichts. Und wenn doch, dann wird es dauern und anstrengend und du wirst nie über einen 3er Schnitt hinauskommen.” Das passte damals nicht zu meinem Ego. Damit wollte ich mich nicht abfinden.

Mir ging es lange Zeit im zweiten Semester nicht gut. Besonders am Anfang als ich realisierte, dass es mit der Chemie nichts wird und damit die Entscheidung fällen musste, Chemie abzubrechen und nicht zu wissen was dann kommt. Das löste einen wilden Cocktail von “du willst da weg” und “du versagst gerade” aus. “Du bist nicht das Genie das du gerne wärst.” Dazu kam die Angst, was denn mein Umfeld dazu sagen würde.

Alles Ängste die schlussendlich nicht begründet waren.

Ich brauchte ein Semester, um etwas Neues zu finden. Es wurde dann die Wirtschafts- und Sozialgeschichte, da die auch den Anspruch hatte mehrere Disziplinen zu vereinen.

Ich habe nie negative Kommentare für meinen Wechsel bekommen. Der Wechsel ging auch organisatorisch relativ leicht von statten. Überhaupt kein großer Aufwand. Schwieriger war es wirklich das geeignete Fach zu finden.

Wirtschafts- und Sozialgeschichte habe ich jetzt das ganze bis zum Master studiert und habe einen Abschluss in der Tasche.“

 

Wenn du auch über einen Fachwechsel nachdenkst und eine professionelle Beratung brauchst, schau doch beim Monday Check der Zentralen Studienberatung (vom 15. Mai bis zum 12. Juni) vorbei.

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Thorge Beilfuß, Student der Amerikanistik und Philosophie, lebt seit 2011 in Göttingen. Neben dem Studium begeistert er sich besonders für das filmische Medium. 2016 ist er dann zum BLUG dazugestoßen und freut sich, seinen Blick auf Göttingen nun mit dem geschriebenen Wort Ausdruck zu verleihen.

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