Fachwechsel – Immer der Neigung nach

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Bei einem Fachwechsel ist oft der Druck eine gute Entscheidung zu treffen sehr hoch. Diese Geschichte zeigt, dass man auch über scheinbare Umwege direkt ans Ziel kommen kann.

„Am Anfang meines Studiums wollte ich Germanistik studieren, das war das Studienfach bei dem ich mir sicher war. Ich war mir aber eben nur bei einem Studienfach sicher und hab mich dann für Germanistik und Musikwissenschaften eingeschrieben.

Ich wusste zwar bei der Einschreibung schon, dass das nichts für mich ist, aber ich brauchte ein zweites Fach und mochte Musik. Und ich dachte, ich finde bestimmt an der Uni am schnellsten raus, was ich studieren möchte.

Um Musikwissenschaft für mich ausschließen zu können, bin ich dann in eine Veranstaltung gegangen. Dann wusste ich sicher, dass das wirklich nichts für mich ist. Fürs Germanistikstudium brauchte ich ein Kleines Latinum. Da sowieso empfohlen wurde, daneben nicht zu viel zu machen, habe ich damit dann im ersten Semester angefangen und dazu ein paar Vorlesungen in Germanistik besucht. Damit hatte ich aber die Frage der Studienwahl natürlich nur vertagt, verschoben, nicht geklärt. Dann habe ich im zweiten Semester richtig mit dem Germanistikstudium angefangen und dazu Religionswissenschaften genommen. Das war aber auch nichts für mich.

Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung mehr, wie ich damals darauf gekommen bin. Ich habe ein Einführungsseminar gemacht und das war auch ein wirklich gutes Seminar, aber mir war danach trotzdem klar, dass meine Neigung nicht für ein ganzes Religionswissenschaftsstudium reicht. Parallel habe ich dann ein Mittleres Latinum gemacht und im Nachhinein muss man sagen, dass es da anfängt merkwürdig zu werden, weil ich das fürs Studium eigentlich überhaupt nicht brauchte. Aber die Gruppe war nett und ich dachte, vielleicht ist das ja nochmal für irgendwas nützlich.

Dann stand ich aber nach dem Mittleren Latinum wieder nur mit einem halben Studium da und dachte mir, ich muss jetzt echt aufhören weiter meine Studienentscheidung hinauszuzögern. Aber nach der mündlichen Prüfung vom Mittleren Latinum hatte ich einem Freund, der noch das Große Latinum machen wollte –brauchen tat der es auch nicht – versprochen, dass ich das mit ihm zusammen mache. Das Große Latinum hat mich dann total überrascht und – auch wegen einer großartigen Dozentin – wirklich angefangen Spaß zu machen. Da waren die Texte, gerade für mich als Germanist, interessanter.

Nach dem Großen Latinum habe ich dann festgestellt, dass ich zwar jetzt zwei Sprachqualifikationen gemacht hatte, die ich eigentlich nicht brauchte, aber dadurch plötzlich die Voraussetzungen erfüllte, um Latein studieren zu können. Und da mir das Spaß gemacht hat, habe ich das dann gemacht.

Lustig wurde es, als mir dann klar wurde, dass ich für Latein noch Altgriechisch machen musste und nach zwei Semestern Graecum vor der Frage stand, ob ich das jetzt nicht auch noch studieren sollte. Die große Frage war da, ob ich Latein und Deutsch auf Lehramt machen sollte, um mir die Möglichkeit für die Zukunft offen zu halten Lehrer zu werden. Aber weil ich mir eigentlich schon immer sicher war, dass ich eigentlich kein Lehrer werden wollte, habe ich mich dagegen und für das Studium entschieden, dass mich einfach mehr interessiert hat. Dann habe ich also umgesattelt auf einen Magister mit Hauptfach Latein, erstes Nebenfach Germanistik und zweites Nebenfach Griechisch. Das hat dann zwar alles etwas länger gedauert, aber darin habe ich dann meinen Abschluss gemacht.

Die lange Unsicherheit fand ich dann irgendwie gar nicht so schlimm. Ich hatte ja was zu tun und dementsprechend nicht das Problem, nicht ausgelastet zu sein. Am Semesterende war es schon immer wieder ein Problem, dass ich nicht wusste, was ich genau studiere und wo das hinführen sollte. Zumal sich das jetzt im Nachhinein final als zielgerichtet ausweisen lässt, in dem Moment aber überhaupt nicht war.

Der Fachwechsel, oder besser beide Fachwechsel haben sich dann wirklich super angefühlt. Latein zu machen war ein eindeutiges Neigungsstudium. Je weiter ich im Studium fortgeschritten bin, desto mehr haben sich Latein und Germanistik auch ergänzt und auch Griechisch fügte sich da bereichernd mit ein. Ich hab das als Belohnung empfunden dafür, dass ich mich für den etwas unsicheren Weg des Magisterstudiums mit drei Fächern entschieden hatte, statt „einfach“ Lehramt zu machen, wie die meisten, die Latein studieren.

Nach der Magisterarbeit habe ich dann Lust gehabt, weiter zu forschen und hab dann noch in Latein promoviert und bin seitdem Mitarbeiter in der Klassischen Philologie.

Als Dozent kann ich meinen eigenen Studis auch nur sagen, dass man ehrlich zu sich selbst sein muss. Einerseits hat so ein Studium immer Hürden und man hat immer Zweifel, aber man sollte nicht aus Angst vor nem Fachwechsel das Fach nicht wechseln. Wenn man ehrlich zu sich selber ist und weiß, man ist unglücklich mit dem Studium, dann sollte man es nicht studieren. Manchmal hat man mit Studierenden zu tun die aus Gründen der Berufsaussichten ihr Fach studieren und in den wenigsten Fällen kommt dabei wirklich was Gutes bei raus. Da würde ich von abraten, ich würde schlimmstenfalls einen Kompromiss aus Neigung und Berufsaussichten finden wollen.“

 

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