Top-Tipps fürs Studium

Ich feiere Jubiläum. Im Oktober 2013 (in einer Zeit, in der wir von Fidget Spinnern noch nie etwas gehört hatten und von einem 90s Revival nur träumen konnten) begann meine Zeit an der Uni Göttingen. Sechs Jahre ist es mittlerweile her, dass ich mir dachte „Aaaach, das mit dem Studium bekommst du schon irgendwie hin. Du bist jetzt ja erwachsen!“ –

Etwa fünfeinhalb Jahre ist es her, dass ich herausgefunden habe: 1. Ich bin noch nicht erwachsen. Und 2. Ich bekomme es nicht einfach so irgendwie hin.
Damit ihr meinem 19jährigen Ich etwas voraus habt (und damit ich rückblickend erkennen kann, was bei mir hätte runder laufen können), habe ich mich mit Juliane Just-Nietfeld getroffen. Die Studienberaterin hat selber an der Uni Göttingen studiert, berät jährlich bis zu 400 Studierende und verabschiedet sich in diesem Jahr nach 20 Jahren Beraterinnentätigkeit in der Zentralen Studienberatung (ZSb) in den Ruhestand – 10 von 10 Punkte auf der Expert*innen-Skala, würde ich sagen. Zum Abschluss ihrer Zeit an der Universität beschäftigt sie sich für mich und euch noch einmal mit den Anfängen, den ersten Schritten an der Universität. Das Ergebnis: die fünf Top Tipps für Erstis (und eigentlich auch für alle anderen).

Lass dich ein.

Neue Stadt, neue Menschen, neuer Lebensabschnitt. Der Studienbeginn bedeutet für die meisten auch einen Neuanfang. Juliane Just-Nietfeld hält dabei sich einlassen für einen der wichtigsten Ratschläge: „Sich einlassen auf das, was mit dem Studium verbunden ist. Mit diesem Anfang – in einer neuen Lebenssituation, einer neuen Lernsituation.“ Dafür sei es teilweise auch nötig, flexibel zu sein und Pläne zu ändern. „Manche Ziele, die man vorher formuliert hatte – zum Beispiel ‚Ich finanziere mein Studium selber.‘ – sind dann nicht mehr realisierbar, weil einen das Studium wirklich ganz packen muss.“

Sei du selbst.

„Sich einlassen – dazu gehört auch, den eigenen Stil und das eigene Tempo zu entwickeln“, erklärt Frau Just-Nietfeld. Dazu gehört genauso, sich nicht zu sehr von Normen und Vorgaben der Umwelt irritieren zu lassen. „Es geht nicht immer alles schneller, weiter, höher, besser.“ Ab und zu sei es auch nötig, das Tempo zu drosseln, sagt die Studienberaterin. Dann müsse man besonnen und ruhig vorgehen oder auch einen Schritt zurück machen. „Also das meine ich damit: Das eigene Tempo und den eigenen Stil finden und dazu stehen. Das gehört für mich genauso dazu, wie sich fachlich zu bilden und das fachliche anzunehmen.“

Suche die Quellen.

Darf ich die Prüfung wiederholen? Bekomme ich BAFöG? _________ [drängende Frage aus deinen ersten Wochen Studium hier einfügen]. Im Dschungel aus Fragen, Informationen und mystifizierten Falschmeldungen rät Frau Just-Nietfeld eines: An die Quelle gehen. „Lieber dreimal fragen als gar nicht.“ Bevor man sich verunsichern lässt, sollte man sich dorthin wenden, wo Dinge schriftlich verfasst sind oder wo es Ansprechpartner*innen gibt – sei es in den Fächern, der Fakultät oder der ZSB. „Diese kritische Haltung, die damit verbunden ist, dass man eine Information auch hinterfragt oder den Ursprung sucht – das ist ja eigentlich ein Transfer aus dem Studium,“ bemerkt die Studienberaterin. „Genauso macht man es auch beim wissenschaftlichen Arbeiten: Man hinterfragt jede Information, jeden Sachzusammenhang und versucht ihn sich zu erklären. Und das gilt genauso für andere Umstände oder Lebenssituationen außerhalb des Studiums.“

Stell dich auf den Prüfstein.

Kurz innehalten und sich fragen „Was mache ich hier überhaupt? Und wie sieht meine Zukunft aus?“ schadet selten. Vor allem im Studium. Dank der Beratungsangebote an der Uni bekommst du dabei sogar Unterstützung. „Jede Art der Selbstreflexion oder Zwischenbilanzierung oder Diskussionsbedarf über die eigene akademische Laufbahn – vom ersten bis zum letzten Schritt – all das ist ein guter Anlass, sich ein*e Gesprächspartner*in zu suchen“, erklärt Just-Nietfeld. „Man kann nicht alles mit sich selber abmachen. Meine Kurzfassung von Beratung ist auch: Beratung ist Klärungshilfe.“


Lass dir nichts einreden.

„Studium sei etwas leichtes, Studium sei etwas für Faule“, zählt Frau Just-Nietfeld die Vorurteile auf, denen Studierende (mich inbegriffen) gerne mal ausgesetzt sind. „Im Studium müsse man sich nicht anstrengen, da dürfe man lange schlafen und was alle hinterher beruflich machen, wüssten sie sowieso nicht. So etwas bringt mich furchtbar auf die Palme,“ sagt die Studienberaterin. Die Situation von Studierenden und die Herausforderungen, die ein Studium mitbringen, haben mit diesen Mythen meist sehr wenig zu tun. Also mach deine eigenen Erfahrungen und lass dir nichts einreden.

 

Außer Konkurrenz läuft ein Tipp, den Frau Just-Nietfeld beim Erinnern an ihre eigene Studienzeit hat fallen lassen und den ich so nur unterschreiben kann: „Das Studium ist, wie im Schlaraffenland zu sitzen und das Wissen angetragen zu bekommen“, schwelgt die Studienberaterin in Erinnerungen.  Neben Zeitmanagement, Lerntempo und Co. solltest du also eines nie vergessen: Genieße das Wissen.

Hätte ich mit diesen Tipps meine ersten Semester entspannter absolvieren können? Wir werden es nie erfahren. Doch wenn ich dieses Jahr im Oktober wieder eine Gruppe Erstis auf Campus-Rallye oder die Menschen in der Schlange vor der Chipkartenstelle beobachte, dann hoffe ich, dass sie ihnen (und euch) den Start in diesen neuen Lebensabschnitt oder den weiteren Weg durch das Studium ein klein wenig leichter machen.

 

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Die Zentrale Studienberatung, kurz ZSb, ist die zentrale Anlaufstelle für alle mit Gesprächsbedarf zum Studium. Neben persönlichen Eins-zu-Eins-Beratungen mit erfahrenen Studienberater*innen, bietet die ZSb auch Workshops für Studieninteressierte, Beratung für potentielle Fachwechseler*innen oder eine Sprechstunde für die individuelle Stipendiensuche. Weitere Infos findest du hier.

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